16.08.23

dennis push

EMS im Golfsport: Im Interview mit Dennis Pusch

Die elektrische Muskelsstimulation (EMS) ist bereits seit einigen Jahren im Fitnessbereich populär. Meist wird ein solches Training zum Muskelaufbau am ganzen Körper durchgeführt. Doch EMS-Training eignet sich auch als ergänzendes Krafttraining für ganz bestimmte Muskelpartien. Im Profisport-Bereich ist das bereits üblich. 

Aber auch für Freizeitsportler kann ein ergänzendes EMS-Training sinnvoll sein. Welche Vorteile gibt es? Was gibt es zu beachten? Diese und noch mehr Fragen hat Dennis Pusch für uns beantwortet. Er ist lizenzierter Fitnesstrainer und Sporternährungsberater. Seine Faszination gilt dabei besonders dem Golfsport, er betreut auch den “Cup of Golf”. 

Zudem ist Dennis Pusch Mental Coach bei der Deutschen Nationalmannschaft mit Handicap. Die mentale Einstellung ist für ihn mit ausschlaggebend für Fitness und eine gute sportliche Leistung.

myostyle: Herr Pusch, seit über fünf Jahren sind Sie Fitnesstrainer und Sporternährungsberater. Ihr Weg dorthin war durch viele Verletzungen und Rückschläge geprägt. Wie haben Sie dennoch zu Ihrer jetzigen Profession gefunden?

Dennis Pusch: Es begann damit, dass ich auf der Waage stand und über 100 Kilo gewogen habe. Ich bin 1,83 m groß - das war einfach zu viel. Das so deutlich zu sehen hat mir den Anreiz gegeben, es zu verändern. Denn ich hatte auch keine Muskelmasse mehr. Ich habe zunächst damit begonnen, Beachvolleyball, Tennis und Fußball zu spielen. 

Dabei habe ich mir jedoch die Schulter ausgekugelt und die Bänder gerissen. Das führte wieder dazu, dass ich weniger Sport gemacht habe. Irgendwann erkannte ich, dass ich mehr verändern muss. Ich begann damit, meine Ernährung umzustellen und machte parallel Sport: viel laufen und TRX-Schlingentraining. In letzter Zeit habe ich mich dann auf Radfahren, Golf und Fitness fokussiert - alles immer mit meinem EMS-Anzug. Dadurch habe ich deutlich abgenommen.

myostyle: Ihre Lieblingssportart war früher Fußball. Durch die Verletzung war es für Sie unmöglich, weiterzuspielen. Dann haben Sie Golf für sich entdeckt. Was fasziniert Sie so an diesem Sport?

Dennis Pusch: Golf gilt als die zweitschwerste Sportart. In Deutschland wird es sehr unterschätzt - es wird belächelt und als Sport für alte Menschen angesehen. Ja, es gibt viele ältere Menschen, die Golf spielen. Gegen Rückenbeschwerden ist das auch meines Erachtens eine der besten Therapien. 

Aber der Golfsport ist für jedes Alter eine Herausforderung. Denn man braucht eine gewisse mentale Stärke. Es ist so, dass auch, wenn man immer wieder denselben Platz spielt, jedes Spiel einzigartig ist. Zudem muss man sich über 4-5 Stunden konzentrieren und fokussieren, um wirklich erfolgreich zu sein. Das fasziniert mich sehr.

myostyle: Golf ist auf den ersten Blick nicht die Sportart mit der meisten Bewegung. Wie kann man als Golfer*in trotzdem Gewicht verlieren und eine mit einem Cardio-Workout vergleichbare Wirkung erzielen?

Dennis Pusch: Das ist eigentlich recht einfach. Denn was meist übersehen wird, ist das leichte Ausdauertraining, welches bei jeder Golfrunde involviert ist. Man läuft im Schnitt 12 - 15 km über den Golfplatz. Das ist natürlich nicht direkt vergleichbar mit einem Cardio-Workout, aber um diese Entfernungen zu schaffen, muss man fit sein. 

Dazu kommen dann noch etwa 72 Schläge bei einer 18-Loch-Runde. Jeder Golfschlag ist eine maximale Muskelanstrengung. Für diese Bewegung ist die Arbeit von etwa 130 Muskeln notwendig. Das führt insgesamt zu einem extremen Reiz auf die Muskulatur und kann durchaus auch zu Muskelkater führen.

myostyle: Der Fitnessbereich hat viele innovative Ideen. Mit immer neuen Arten, das Workout weiter zu pushen, wird es nie langweilig. Eine dieser Arten ist das EMS-Training. Was sind Ihre Erfahrungen als Personal Trainer mit EMS?

Dennis Pusch: Das EMS-Training ist in der Physiotherapie bereits seit vielen Jahren gängig, um die Muskeln nach einem Muskel(faser)riss wieder aufzubauen. Durch die doppelte Stimulation beim EMS-Training ist der Erfolg deutlich schneller zu erreichen. 

Dabei sollte maximal 3 mal pro Woche für 20 Minuten trainiert werden. Mehr Training ist durch die hohe Intensität zu anstrengend und wirkt dann kontraproduktiv. Ich persönlich habe auch gute Erfahrungen mit EMS-Training bei der Gewichtsreduktion gemacht.

myostyle: Worin sehen Sie bei einem Training mit elektrischer Muskelstimulation die Vorteile? Gibt es auch Nachteile?

Dennis Pusch: Eine sehr positive Seite des EMS-Trainings ist der geringe Zeitaufwand. Denn es sind nur kurze Trainingszeiten notwendig, die man hervorragend in den Alltag integrieren kann. Wenn man sich damit auskennt, kann man auch Zuhause oder sogar im Büro trainieren. Man muss dafür eigentlich nur den inneren Schweinehund überwinden.

Ich persönlich habe bisher noch keine Nachteile von einem EMS-Training gespürt. Wenn man es ohne Trainer macht, ist durchaus die Gefahr gegeben, dass die Intensität falsch eingeschätzt wird. Wichtig ist, dass man selbst einschätzen kann, wann es zu viel wird. Denn ein Übertraining kann zu Schmerzen führen.

myostyle: Sie bieten neben dem Fitnesstraining auch Mental Coaching an. Inwiefern glauben Sie, dass es vielen Menschen nicht an der Motivation mangelt, zum Sport zu gehen, sondern an der mentalen Einstellung zu sich selbst und der Welt?

Dennis Pusch: Ich glaube, dass die mentale Einstellung zu 95 % für unsere eigene Fitness entscheidend ist. Leider wird die mentale Kraft in Deutschland nicht erkannt, sondern meist nur belächelt. In den USA und England gibt es Mental Coaching bereits seit über 20 Jahren. 

In Deutschland wird es als psychologisches Angebot bewertet und ist weder bei Sportlern noch bei der Bevölkerung wirklich willkommen. Erst seit wenigen Jahren bieten Bundesliga-Vereine den Spielern Mental Coaches an, bei einigen ist die Teilnahme sogar vorgeschrieben.

Doch meiner Erfahrung nach entscheidet sich im Sport fast alles im Kopf. Vor allem beim Golf ist das extrem. Denn bei anderen Sportarten hat man einen Gegner, beim Golf aber nur sich selbst. Man spielt immer nur gegen sich selbst und gegen den Platz. 

Auch wenn man mal besonders gute oder besonders schlechte Schläge macht, hindern die einen nicht daran, trotzdem mit einer guten Punktzahl die Runde zu beenden. Dafür braucht man aber Ruhe im Kopf und mentale Stärke. Meine Einstellung zum Mental Coaching im Golf: Finde Deinen Weg, finde Dein Feld, finde zu Dir selbst.

Und auch insgesamt kann man sein Leben über die mentale Kraft verändern. Ich denke, dass jeder Mensch sich damit auseinandersetzen sollte. Es würde nicht nur den Beruf oder die Fitness verbessern, sondern auch die Beziehungen. Denn oftmals bekommt man dadurch einen anderen Blickwinkel auf sich selbst und sein Leben.